Muriel Rousseau-Ovchinnikov über den französischen Stil in Berlin

Die Innenarchitektin und Künstlerin, gebürtige Pariserin und "Milch"-Muskauerin Muriel Rousseau-Ovchinnikov erzählt, wie bei der Gestaltung von Innenräumen eine Brücke zwischen Deutschland und Frankreich geschlagen wurde.

Über den Einzug. Ich war 1993 zum ersten Mal in Deutschland, am 3. Oktober, dem Tag des Putsches. Ich war auf dem Weg zu meinem Mann, Nikolai wollte mich abholen. Ich hatte eine Menge Koffer dabei, Leinwände, Farben. Das Wetter war an diesem Tag wunderschön. Ich dachte: "Nikolai wird mich treffen, wir lassen unsere Sachen fallen und machen einen Spaziergang im herbstlichen Berlin. Und er sagte: "Schnell, schnell, steigen Sie ins Auto, wir fahren nach Hause, denn es kommen Panzer!

Über den Weg. In meiner Familie war jeder, der kein Architekt war, ein Künstler. In Paris habe ich die École Supérieure des Arts Décoratifs abgeschlossen, ich habe Kunst studiert. Aber in Berlin wurde mir klar, dass ich mich neben der reinen Kunst auch mit Design, Wirtschaft und der Gestaltung eines Images für verschiedene Unternehmen beschäftigen wollte. Am Anfang haben wir nur ein Image für unsere Kunden erstellt. Dann Innenräume für ihre Büros. Dann wollten die Kunden, dass wir ihre privaten Innenräume gestalten, und wir begannen, Aufträge für die Inneneinrichtung von Cafés und Restaurants zu erhalten. Heute gibt es so viele Projekte, die ich von A bis Z gemacht habe. Ich erfinde gerne eine Geschichte von Anfang bis Ende.

Über den Beruf. Was macht ein Innenarchitekt?? Es ist ganz einfach. Wenn ich ein Projekt beginne, muss ich zunächst einmal verstehen, was der Kunde will, was seine Geschichte ist. Denn jeder Mensch hat.. seine eigene Geschichte. Unsere Arbeit.. sie zu finden und aufzudecken, sie festzuhalten, sie zu erzählen. Die Welt der Globalisierung, die Welt der Standards, in der alles gleich ist, interessiert mich nicht.

Über Innenräume. Für mich ist es eine gute Einrichtung Natürlich ist es eine Einrichtung mit Kunst, aber vor allem eine Einrichtung mit Geschichte. Ihre Geschichte verändert sich Ihr Inneres verändert sich. Vor zehn Jahren war mein Haus weiß und minimalistisch, ich habe mich darin wohlgefühlt. ( Dom- Es ist ein Ort, an dem ich mich wohlfühlen muss ). Und dann kam ich vor zwei Jahren aus dem Urlaub zurück nach Berlin und merkte, dass mir in meiner weißen Einrichtung kalt war. Ich habe alles neu gestrichen und eine völlig andere Welt bekommen. Natürlich ist es wichtig, dass man weiß, was man will, denn unglaublich viele Menschen wissen nicht, was sie wollen.

Über die Ideen. Ich habe Dmitri Borissow einmal gesagt, dass ich ein kleines Café in Berlin haben möchte, an einer Straßenecke, wie in Paris. Ein Ort, an dem man sich gerne trifft, ein Ort mit Atmosphäre. So entstand der Name "Jean-Jacques" auf der Bolshaya Nikitskaya. Für mich ist Frankreich, Paris.. schwarz und grün, historisches Besteck, Gläser, Flaschen, schiefe Schnapsgläser, Fotos an den Wänden. Für mich war es bei diesem Projekt sehr wichtig, mich dem Stück hinzugeben, den Raum zu einer Art Theater zu machen. Hier können Sie zum Beispiel auf Servietten zeichnen. Es gibt viele Spiegel, man kann sich gegenseitig durch den Spiegel sehen, das ist sehr romantisch.

Über Frankreich. In der Bäckerei von Madame Boulanger auf dem Nikitsky-Boulevard dreht sich auch das Innere um eine persönliche Geschichte. Madame Boulanger.. eine Frau, die weiß, wie man Brot backt. Ihre Bäckerei.. ihr Traum. Ich habe alte Fotos von französischen Geschäften gefunden und eine "Ausstellung ihrer Hobbys" in der Einrichtung gemacht. «Madame Boulanger" Sie ist in Aussehen und Inhalt einer traditionellen französischen Bäckerei so nah wie möglich. Die alten Fliesen an den Wänden in der Halle wurden aus Italien mitgebracht, und in den Toiletten.. aus Holland. Keine Tasse, kein Glas, keine Schale – alles wurde von altem französischen Porzellan bis hin zu modernen renommierten Marken genommen. Auch die Löffel sind unterschiedlich, die meisten von ihnen Weinlese. Die Uhr, die an der Wand hängt.. Auch Jahrgang, 120 Jahre alt! In 20 Jahren habe ich hoffentlich eine Brücke zwischen Paris und Berlin geschlagen. Jetzt möchte ich noch weiter gehen und eine Brücke zwischen Berlin, Paris und Asien schlagen.

Das wurde auch Zeit. Vor zwanzig Jahren waren die Menschen hungrig, im wörtlichen und im übertragenen Sinne. Aber deshalb war die Welt auch schneller, interessanter. Berlin ähnelt heute mehr Europa, sowohl in architektonischer als auch in menschlicher Hinsicht, wo die Beziehungen zwischen den Menschen ernster und gleichzeitig anonymer sind.

Heute gibt es eine große Konfrontation zwischen dem Globalismus, der nach Gleichartigkeit und Originalität strebt. Die Menschen wollen nicht gleich sein, sie wollen etwas Besonderes sein. Wir kehren zum Individuum zurück.


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Über Clara Fischer 2067 Artikel
Die junge Autorin hat nicht nur durch ihre schriftlichen Arbeiten, sondern auch durch ihre Teilnahme an verschiedenen Designveranstaltungen und Projekten Aufmerksamkeit erregt. Ihr Engagement für zeitgemäßes und zugängliches Design spiegelt sich in ihrer Arbeit wider, und sie trägt dazu bei, die Bedeutung von Ästhetik im Alltag zu unterstreichen.

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